Friedens­gruppen entsetzt über „nukleare Zeiten­wende“ in der EKD

Das Aktions­bündnis „atomwaffenfrei.jetzt“ kriti­siert die neue EKD-Friedens­denk­schrift „Welt in Unordnung – Gerechter Frieden im Blick“ als Kapitu­lation der christ­lichen Friedens­ethik vor der staat­lichen Aufrüs­tungs­raison. Das Bündnis von über 70 Friedens­or­ga­ni­sa­tionen, dem auch viele kirch­liche Gruppen angehören, sieht in dem Papier eine „nukleare Zeiten­wende“ und bedauert den Rückfall der EKD in längst überholt geglaubte Positionen für die Recht­fer­tigung nuklearer Abschre­ckung.

Trumps Rückkehr zur Bombe

Bild: „P20251029DT-2412“ von The White House, United States Government Work

Mit seiner Ankün­digung vom 30. Oktober 2025, die USA müssten „sofort“ wieder Atomwaf­fen­tests aufnehmen, hat Donald Trump die nukleare Rüstungs­spirale neu entfacht. Drei Jahrzehnte nach dem letzten US-Atomtest droht eine Rückkehr zu einer Zeit, in der atomare Stärke als Symbol politi­scher Macht galt.

Nörvenich setzt Zeichen gegen Atomwaffen

Friedensdemonstranten bei einer Protestaktion gegen Atomwaffen in Nörvenich.

Am Samstag, dem 11. Oktober 2025, versam­melten sich in Nörvenich zahlreiche Friedens­ak­ti­vis­tinnen und ‑aktivisten unter dem Motto „80 Jahre nach Hiroshima: NATO-Atomkriegs­ma­növer 2025 stoppen!“. Mit der Demons­tration richteten sie sich gegen das NATO-Manöver „Steadfast Noon“, bei dem der Einsatz takti­scher Atomwaffen durch Kampf­flug­zeuge geübt wird. In die bis Ende Oktober dauernde Übung einbe­zogen ist der Luftwaf­fen­stütz­punkt Nörvenich, der derzeitige Ausweich­standort für Tornado-Kampfjets aus Büchel, wo rund 15 bis 20 US-Atomwaffen gelagert sind.

A House of Dynamite

Der neue Netflix-Film „A House of Dynamite“ dreht sich um die gefähr­liche Dynamik, die bei einem Atomwaf­fen­an­griff entsteht. Auslöser ist eine Rakete, die im Pazifik von einem unbekannten Akteur gestartet wurde und auf die USA zufliegt. Die Regierung, der Präsident und das Militär müssen binnen Minuten entscheiden, wie sie auf die Bedrohung reagieren – abwarten, ob die Rakete wirklich explo­diert, auf die Wirksamkeit von Raketen­abwehr vertrauen oder einen Gegen­an­griff führen? Dabei macht der Film deutlich, wie schnell durch Atomwaffen eine unkon­trol­lierbare Ketten­re­aktion ausgelöst werden kann, die die ganze Welt bedroht.

Demons­tration gegen NATO-Atomwaf­fen­ma­növer am 11. Oktober in Nörvenich

Zum 11. Oktober ruft das Aktions­bündnis atomwaffenfrei.jetzt zusammen mit weiteren Friedens­or­ga­ni­sa­tionen zu einer Demons­tration in Nörvenich auf. Ziel ist es, auf die anhal­tende Präsenz von Atomwaffen in Deutschland aufmerksam zu machen und deren Abrüstung zu fordern. Die Demons­tration beginnt um 12 Uhr am Militär­flug­platz Nörvenich und endet am Schloss­platz.

Inter­na­tio­naler Tag gegen Atomwaf­fen­tests

Ein Krater auf dem Gelände des Atomtestgeländes Semipalatinsk in Kasachstan, Bild: By The Official CTBTO Photostream - Crater, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19306715

Der Inter­na­tionale Tag gegen Atomwaf­fen­tests erinnert jedes Jahr am 29. August an die Schließung des Semipa­la­tinsk-Testge­ländes in Kasachstan im Jahr 1991 – ein entschei­dender Moment im Kampf gegen Nukle­ar­tests. Bereits 2009 hatte die UNO diesen Tag mit der Resolution 64/35 einge­führt, um auf die Gefahren atomarer Explo­sionen aufmerksam zu machen und den weltweiten Druck auf ein atomtest­sfreies Zeitalter zu stärken.

Nukleare Rhetorik kurz vor Hiroshima-Tag

Vor wenigen Tagen schreckte eine Nachricht die Öffent­lichkeit auf: US-Präsident Trump teilte auf seiner Plattform Truth Social mit, er habe als Antwort auf „höchst provo­kative Äußerungen“ des früheren russi­schen Präsi­denten Dmitri Medwedew die Verlegung von zwei Atom-U-Booten „in geeignete Regionen“ angeordnet. Laut tagesschau.de (2.8.2025) begründete er die Maßnahme so: „Nun, wir mussten das tun. […] Ich tue das also aus Gründen der Sicherheit für unsere Bevöl­kerung.“

Friedens­plakate in zahlreichen Städten erinnern an Hiroshima und Nagasaki

Außer­ge­wöhn­liche Plakate werden in den ersten August­tagen für Aufmerk­samkeit in Berlin, Hamburg, München, Köln, Hannover und Mainz sorgen. Sie erinnern an die 80. Jahrestage der Atombom­ben­ab­würfe auf Hiroshima und Nagasaki und fordern eine „Zukunft ohne Atomwaffen“. Initiiert wird die Plakat­aktion vom Aktions­bündnis „atomwaffenfrei.jetzt“.

Kampagne „Friedens­fähig statt erstschlag­fähig“ begrüßt SPD-Manifest

Die vom Aktions­bündnis initi­ierte Kampagne „Friedens­fähig statt erstschlag­fähig. Für ein Europa ohne Mittel­stre­cken­waffen!“ begrüßt ausdrücklich das am 11. Juni 2025 veröf­fent­lichte Manifest „Friedens­si­cherung in Europa durch Vertei­di­gungs­fä­higkeit, Rüstungs­kon­trolle und Verstän­digung“ aus SPD-Kreisen als partei­in­ternen und gesell­schaft­lichen Debat­ten­beitrag. Die darin formu­lierte Forderung nach einer Rücknahme der Ankün­digung über die Statio­nierung von konven­tio­nellen landge­stützten US-Mittel­stre­cken­waffen ab 2025 unter­stützen wir.