Doomsday Clock: Noch näher am Abgrund?

Presse­mit­teilung zum Doomsday Clock-Termin am 28.1.2025
2025: Die Doomsday Clock wird auf 89 Sekunden vor Mitternacht gestellt.

Am 28. Januar 2025 um 16 Uhr mittel­eu­ro­päi­scher Zeit stellen Mitglieder des Wissen­schafts- und Sicher­heits­rates der Zeitschrift »Bulletin of the Atomic Scien­tists« die »Doomsday Clock« neu.¹ Aktuell steht sie auf „90 Sekunden vor 12“ und zeigt damit an, dass die Menschheit extrem knapp vor dem Abgrund steht.

Im vergan­genen Jahr begrün­deten die Expert*innen ihre Einschätzung mit folgenden Faktoren²:

  • Die Großmächte inves­tieren massiv in ihre Atomwaf­fen­pro­gramme; gleich­zeitig steht die Rüstungs­kon­trolle vor dem endgül­tigen Kollaps.
  • Die extremen Folgen des Klima­wandels und der weitere Anstieg von CO2-Emissionen sind sehr Besorgnis erregend, aller­dings macht die Energie­wende erkennbare Fortschritte.
  • Die rasanten Fortschritte in der Gentechnik und der Künst­lichen Intel­ligenz (KI), insbe­sondere ihre Konvergenz (die Nutzung von KI für gentech­nische Programme), bergen eine hohe Gefahr des Missbrauchs und damit der Schädigung von Mensch und Umwelt durch biolo­gische Agenzien.
  • Techno­lo­gische Sprünge bei der genera­tiven KI (Stichwort: Chatbots, z.B. ChatGPT) haben das Potential, Desin­for­mation auf eine neue Ebene zu heben und gefährden die Demokratie.
  • Die militä­rische Nutzung von KI, einschließlich der Möglichkeit zum Bau autonomer Waffen, schreitet rasant voran.

Angesichts der Entwick­lungen der letzten zwölf Monate ist nicht zu erwarten, dass die Expert*innen des »Bulletin« Licht am Horizont sehen. Ganz im Gegenteil: Alle oben genannten Entwick­lungen sind weiter virulent oder haben sich beschleunigt. Die ersten energie- und infor­ma­ti­ons­po­li­ti­schen Entschei­dungen der neuen US-Regierung Trump heizen den Fortgang weiter an. Außerdem signa­li­siert Trumps Ankün­digung, sich den Panama-Kanal „zurück­zu­holen“ sowie Kanada und Grönland einzu­ver­leiben, einen erschre­ckenden Umgang mit dem Völker­recht.

Das Aktions­bündnis »atomwaffenfrei.jetzt« verfolgt vor allem die Gescheh­nisse im Atomwaf­fen­sektor genau. Sprecherin Regina Hagen konkre­ti­siert: „In seiner ersten Amtszeit hatte Trump außer dem Open-Skies-Vertrag und dem Iran-Deal auch das Abkommen zu Mittel­stre­cken­waffen (INF) gekündigt, mit fatalen Folgen. Russland hat bereits eine erste Mittel­stre­cken­waffe auf die Ukraine abgeschossen, und die USA wollen solche Waffen 2026 in Deutschland stationieren.³ Russland hat das Umfas­sende Teststopp­ab­kommen suspen­diert, in den USA rufen einfluss­reiche Berater Trumps nach neuen Atomwaf­fentest, sogar oberir­di­schen. Und New START, das letzte Rüstungs­kon­troll­ab­kommen zwischen den beiden Ländern, läuft in einem Jahr aus. China vergrößert sein Arsenal in hohem Tempo, Nordkorea zeigt seine nuklearen Muskeln, und Iran hat inzwi­schen genug Spalt­ma­terial für den Bau einer Atombombe herge­stellt.“

Das Aktions­bündnis „atomwaffenfrei.jetzt“ sieht in dieser Gemengelage die Friedens­be­wegung gefordert, den politi­schen Druck auf die künftige Bundes­re­gierung und das Parlament zu verstärken, dass sie eine friedens­po­li­tische Wende einleiten. Dazu bedarf es auch verstärkter Aufklärung in der Bevöl­kerung. Bündnis­sprecher Martin Singe: „Unsere Ziele sind Abrüstung, der Beitritt zum Atomwaf­fen­ver­bots­vertrag und die Überwindung von Krieg durch zivile Konflikt­be­ar­beitung und Diplo­matie. Die Klima­ka­ta­strophe muss durch radikale Umsteuerung auf erneu­erbare Energien abgewendet werden. Wir wollen ‚dem Pessi­mismus der Vernunft den Optimismus unseres Willens‘ – so der Pazifist Romain Rolland – entge­gen­setzen und die Doomsday Clock zurück­drehen.“

¹ Live-Übertragung auf www.youtube.com/watch.
² Zur ausführ­lichen Begründung siehe thebulletin.org/doomsday-clock/current-time/
³ Siehe dazu die neue Kampagne »Friedens­fähig statt erstschlag­fähig. Für ein Europa ohne Mittel­stre­cken­waffen«; friedensfähig.de