Absurder könnte die Nachrichtenlage kaum sein: Das transatlantische Militärbündnis kündigt offiziell an, dass kommende Woche das jährliche NATO-Atomkriegsmanöver Steadfast Noon beginnen wird, bei dem auch deutsche Piloten den Abwurf von Atombomben üben. (1) Eine halbe Stunde später gibt das Nobelpreiskomitee bekannt, dass Nihon Hidankyo den Friedensnobelpreis 2024 erhält. (2)
In Nihon Hidankyo schlossen sich bereits 1956 Hibakusha - Überlebende der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki - zusammen. Ihr Ziel: einen Atomkrieg verhindern, Atomwaffen abschaffen und staatliche Entschädigungszahlungen für Atombombenopfer durchsetzen. (3)
Dazu arbeitet Hidankyo in Japan und global mit vielen anderen Organisationen zusammen und verschafft sich auf internationalen Konferenzen Gehör. Die Überlebenden schildern eindringlich und ungeschönt ihre Erfahrungen und die Folgen eines Atomwaffeneinsatzes. Regina Hagen vom Aktionsbündnis atomwaffenfrei.jetzt erinnert sich: „Bei einer dieser Konferenzen in New York saß ich mit Tränen in den Augen und hörte Hidankyo zu. Und vielen Diplomaten ging es ebenso – manche versuchten nicht mal, ihr Bewegtsein zu verbergen.
Bei der letzten Konferenz zum nuklearen Nichtverbreitungsvertrag im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York sagte Michiko Kodama, die stellvertretende Hidankyo-Generalsekretärin, die als Siebenjährige die Hölle von Hiroshima überlebt hatte: „Die Atombomben haben uns weder erlaubt als Menschen zu sterben noch als Menschen zu leben. Wir Hibakusha haben gelobt, dass nie wieder jemand so höllischen Erfahrungen ausgesetzt werden darf, wie wir sie machten.“ (4)
Hidankyo wird mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet „für ihre Bemühungen, eine atomwaffenfreie Welt zu erreichen, und dafür, dass sie durch Augenzeugenberichte anschaulich machen, dass Atomwaffen nie wieder eingesetzt werden dürfen“.
Es muss den neuen Friedensnobelpreisträgern ein unerträglicher Gedanke sein, dass sie sich über den Preis freuen, während NATO-Piloten den Atomkrieg proben. Nukleare Abschreckung ist nur dann glaubhaft, wenn hinter ihr die Bereitschaft zum Einsatz von Atombomben steht. Dies widerspricht fundamental dem Motto von Hidankyo: „No more Hiroshima! No more Nagasaki!“
Das Aktionsbündnis atomwaffenfrei.jetzt fühlt sich durch den Preis an Hidankyo darin bestärkt, sich verstärkt für eine atomwaffenfreie Welt und den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag einzusetzen. Die nächste Gelegenheit steht unmittelbar vor der Tür: der Protest gegen „Steadfast Noon“ am Fliegerhorst Nörvenich am Samstag, 12. Oktober, um 12 Uhr. (5)
Quellenangaben:
(1) www.nato.int/cps/en/natohq/news_229447.htm
(2) www.nobelprize.org
(3) www.ne.jp/asahi/hidankyo/nihon/english/index.html
(4) Am 24.7.2024; reachingcriticalwill.org/images/documents/Disarmament-fora/npt/p...
(5) versoehnungsbund.de/2024-aufruf-zur-demonstration-und
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